Als erste Flugzeugfabrikantin der Welt entwickelte sie in ihrem Institut zwei Flugapparate. Doch bereits nach einem Dreivierteljahr kam es zum Konkurs des Unternehmens, und die Werntgens verließen Köppern, um in Köln-Merheim einen neuen Versuch zu starten.
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Noch nicht genug?
Hier gibt es die lange Version der Pioniere der Lüfte, die über Köpperns Felder hopsen
Vor rund hundert Jahren gründete eine tatkräftige Frau, Tony Werntgen, zusammen mit ihren erst sechszehn Jahre alten Sohn das Erste Deutsche Flugtechnische Institut.
Tony (Antonie) Werntgen wurde am 25. April 1875 geboren. Bevor sie mit ihrem Sohn Bruno, geboren am 20. März 1893, 1909 nach Köppern ging, betrieb sie am Salzhaus in Frankfurt ein Immobiliengeschäft. Wie viele Menschen in dieser Zeit träumte auch ihr Sohn nach einem Besuch der ILA (Internationale Luftschifffahrt-Ausstellung) in Frankfurt vom Fliegen.
Ende 1909 gründete Tony das „Deutsche Flugtechnische Institut“ gegenüber der Teichmühle in Köppern. Die wagemutige Frankfurterin galt als erste Flugzeugfabrikantin der Welt und entwickelte in ihrem Institut zwei Flugapparate, einen Ein- und einen Doppeldecker. Die Schule gliederte sich in unterschiedliche Bereiche: Lehranstalt, Versuchsstation, Fabrikation und ein Platz außerhalb des Gebäudes für Flugversuche. Tony und Bruno schafften sensationelle Flüge von mehreren Minuten in bis zu 15 Metern Höhe und bis zu 400 Meter weit. Doch durch den geringen Platz landeten die Flugzeuge oft in den Äckern der Bauern, die Schadensersatz verlangten. Nach einem Dreivierteljahr kam es schließlich schon zum Konkurs des Unternehmens.
Mutter und Sohn verließ jedoch nicht der Mut. Sie gründeten kurz darauf eine neue Flugschule in Köln-Merheim und ab 1912 in Bonn-Hangelar. In dieser Zeit veranstaltete Bruno Werntgen viele Schauflüge im Rheinland und Westfalen. Mit einem Dorner-Eindecker flog er bis zu 600 Meter hoch. Am 25. Februar 1913 stürzte Bruno mit seinem selbstkonstruierten Flugzeug, der PK 102, bei Hanglar tödlich ab. Tony konnte, vor allem nach dem Tod ihres Sohnes, das Geld für die Flugschule bei Bonn-Hangelar nicht aufbringen und musste zusehen, wie diese zwangsversteigert wurde.
Bis zum Jahre 1945 bekam Tony Werntgen einen kleinen Ehrensold für ihre Verdienste in der Luftfahrttechnik, doch die Jahre danach lebte sie in Armut in einer Dachstube in Johannisberg.
Am 05. Januar 1954 starb sie im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit.
In Köppern erinnert nur noch wenig an die Flugpioniere. Der Verein „Lebendiges Köppern“ setzte ihnen an der Teichmühle zum hundertjährigen Jubiläum einen Gedenkstein.