
Der wirtschaftliche Aufschwung wurde 1771 mit der Verleihung der Stadtrechte belohnt. 1821 erhielt die "colonie française" ein Stadtwappen: neun weiße Rosen auf blauem Grund.
Der Grund dafür ist, dass einmal die russische Zarin (also die Kaiserin von Russland) Alexandra Feodorowna die Hugenottenstadt besuchte. Die Familie nannte sie nur „Blanche Fleur“ (frz. Weiße Rose) nach dem Lieblingsbuch der Prinzessin. Um den besonderen Besuch zu ehren, vergab der Landgraf von Hessen-Homburg Friedrichsdorf das Wappenbild der weißen Rose zur Erinnerung. Es war übrigens eine Idee des Lehrers der Zarin.
Im 19. Jahrhundert ersetzten zahlreiche mittelständische Industriebetriebe, die vor allem Hüte, Leder- und Teigwaren produzierten, die Flanellweberei. Schließlich wurde Friedrichsdorf als „Stadt des Zwiebacks“ weltbekannt. Um 1900 existierten rund 15 Zwiebackbäckereien gleichzeitig und exportierten die süße Ware in ansprechend gestalteten Blechdosen in die ganze Welt. Aus einer der vielen Zwiebackdynastien ging einer der größten Produzenten für Kindernahrung hervor: die Firma Milupa.
Die erste Vergrößerung der Stadt brachte 1916 die Eingemeindung des 1804 von Vogelsberger Bauern gegründeten Dorfes Dillingen mit sich.

Seit der Gebietsreform von 1972 ist Friedrichsdorf auf vier Stadtteile mit insgesamt rund 25.000 Einwohnern angewachsen.

Friedrichsdorfs Stadtbild – Bauliches Erbe der Hugenotten
In Friedrichsdorf geht das bauliche Erbe der Hugenotten – pittoreske Hofreiten mit malerischen Innenhöfen – eine gelungene Verbindung mit dem modernen Gesicht einer aufstrebenden Stadt ein. Markante Gebäude wie die 1872 erbaute „Belvedere“-Villa Schenk oder die Jugendstilvillen der Zwieback- und Nudelfabrikanten finden sich über die ganze Stadt verteilt. Einen reizvollen Kontrast dazu bilden die kleinen Färbhäuschen, die im Zuge des Textilgewerbes entlang der Hugenottenstraße entstanden sind und heute vielfältigen Nutzungen dienen.
Das Bild der Hugenottenstraße beherrscht jedoch die von 1834 bis 1837 nach Plänen des Frankfurter Architekten Rudolf Burnitz erbaute Kirche. Dieser Bau ersetzte den kleineren „temple“, wie die französisch-reformierten Kirchen genannt wurden.
Eine Kirche ganz anderer Art hielt 1987 in Friedrichsdorf Einzug, als die Mormonen (Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage) auf dem Areal der ehemaligen Nudelfabrik Haller ihren Tempel errichteten. Das Gebäude besticht durch eine strenge, moderne Architektur.
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Visuelle Einblicke in die historische Hugenottenstraße
Die Hugenottenstraße als einstiges Siedlungsgebiet der französischen Glaubensflüchtlinge
Die Färberei in der Hugenottenstraße – wichtig für die Textilherstellung
Die Evangelische Kirche in der Hugenottenstraße


Dillingen – ehemaliger Ortsteil von Friedrichsdorf
Dillingen, der jüngste Ortsteil von Friedrichsdorf, wurde erst 1804 von Vogelsberger Bauern gegründet.
Ihnen schien das vergleichsweise freie Leben in der Landgrafschaft Hessen-Homburg weitaus erstrebenswerter, als in Leibeigenschaft steinige Felder im kargen Vogelsberg zu beackern. Rasch und unbürokratisch wurde dem Ansinnen der 23 Siedler aus dem Raum um Metzlos-Gehag, Stockhausen und auch aus dem nördlichen Taunus von Friedrich V. stattgegeben.
Doch erst einmal mussten die Siedler mühsam den Wald roden, bevor sie Häuser bauen und Felder bestellen konnten. Zum Zeitpunkt des Wiener Kongresses 1815 hatte Dillingen das Schlimmste bereits hinter sich und zählte nunmehr 115 Einwohner, verteilt auf 17 Häuser. Pferde und Kühe hatten die ersten Siedler mitgebracht.
Die enge Verbindung zum Landgrafenhaus dokumentiert die Grundsteinlegung durch den Landgrafen am ersten Haus von Dillingen, dem Haus von Joh. Balthasar Häuser. Von einer Kreuzung ausgehend wuchs das Dorf, das parallel zur heutigen Hugenottenstraße angelegt wurde, weiter an.
Der Name „Dillingen“ ist übrigens weitaus älter. Bereits 1192 taucht er erstmals auf, als Gottfried von Eppstein Burgrechte kaufte, und ein Burgmann zu Eppstein, ein gewisser Friedrich von Dillingen, den Vertrag bezeugte. Das Dorf selbst wurde erstmals 1229 erwähnt. Über dieses mittelalterliche „Tulingen“ weiß man wenig. Im Dreißigjährigen Krieg fiel es dann wüst. Bestanden hat es samt Brendelsburg im Südosten des heutigen Friedrichsdorfs. Als Friedrich II. hier 1687 die Hugenotten ansiedelte, kaufte er das Gelände, das inzwischen der Schafzucht gedient hatte.
Völlig überraschend erfolgte mitten im Ersten Weltkrieg, 1916, die Eingemeindung Dillingens in die Stadt Friedrichsdorf.
Dillingen ist heute, mit seiner wunderschönen Hanglage, eine begehrte Wohngegend in Friedrichsdorf. Die seit über vierzig Jahren traditionelle Dillinger Kerb lädt die Einwohner und Gäste jedes Jahr im Juli auf den Berg ein.