Am 26. Oktober 1861 präsentierte der am Institut Garnier unterrichtende Lehrer sein Telefon zum ersten Mal vor dem Physikalischen Verein in Frankfurt. Doch das Echo war enttäuschend – seine Erfindung wurde als „Spielerei“ abgelehnt.
Überzeugt von seiner Idee, sorgte Philipp Reis selbst dafür, seinen Apparat bekannt zu machen. An unterschiedlichen Orten der Welt diente er als Experimentierobjekt oder wurde in wissenschaftliche Sammlungen aufgenommen.
Ruhm erntete Philipp Reis zu Lebzeiten keinen: Er starb 1874 im Alter von nur vierzig Jahren.
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Noch nicht genug?
Hier gibt es die lange Version des Lehrers, Tüftlers und Telefonerfinders
Am 07. Januar 1834 erblickte Philipp Reis als Sohn des Bäckers Sigismund Reis in Gelnhausen das Licht der Welt. Bereits im Alter von einem Jahr verlor er seine Mutter und neun Jahre später auch seinen Vater.
Seine Großmutter ermöglichte ihm eine Ausbildung am renommierten Institut Garnier in Friedrichsdorf. Im Alter von vierzehn Jahren besuchte er in Frankfurt eine Handelsschule, bis er zwei Jahre später, zu diesem Zeitpunkt wurde ein Onkel sein neuer Vormund, eine Kaufmännische Lehre in einem Frankfurter Farbenhandelsgeschäft absolvieren musste. Im Anschluss folgten weitere Studien in einer Polytechnischen Vorschule sowie beim Physikalischen Verein in Frankfurt.
Nach seiner Militärdienstzeit in Kassel nahm Philipp Reis in Frankfurt seine naturwissenschaftlichen Studien wieder auf. In Heidelberg wollte er sich als Lehrer ausbilden lassen, erhielt aber dann unverhofft eine Lehrerstelle am Friedrichsdorfer Institut Garnier. Mit einem regelmäßigen Gehalt in Aussicht heiratete er die Tochter seines früheren Vormunds in Gelnhausen und erwarb ein Haus in Friedrichsdorf – das heutige Philipp-Reis-Museum.
Über die Erfindung des Telefons berichtet Reis in seinem Lebenslauf: „Durch meinen Physikunterricht dazu veranlasst, griff ich im Jahre 1860 eine schon früher begonnene Arbeit über die Gehörwerkzeuge wieder auf und hatte bald die Freude, meine Mühen durch Erfolg belohnt zu sehen, indem es mir gelang, einen Apparat zu erfinden, durch welchen es möglich wird, die Funktionen der Gehörwerkzeuge klar und anschaulich zu machen, mit welchen man aber auch Töne aller Art durch den galvanischen Strom in beliebiger Entfernung reproduzieren kann. - Ich nannte das Instrument ‚Telefon‘.“
Am 26. Oktober 1861 hielt Philipp Reis vor den Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt einen Vortrag und führte das von ihm entwickelte Telefon vor: Ein Datum, das als die Geburtsstunde des Telefons in Deutschland und der Welt gilt.
In wissenschaftlichen Kreisen seiner Zeit wurden die neuartigen Gedanken von Reis jedoch als „Spielerei“ abgelehnt, weshalb er versuchte, sein Telefon selbst auf den Markt zu bringen. Die Apparate wurden in alle Welt verschickt und dienten als Experimentierobjekte oder wurden in bestehende wissenschaftliche Sammlungen aufgenommen.
Der verdiente Erfolg blieb aus. Philipp Reis starb im Alter von nur vierzig Jahren am 07. Januar 1874 an Tuberkulose. Beigesetzt wurde er auf dem Friedrichsdorfer Friedhof, wo der Physikalische Verein seinem ehemaligen Mitglied 1878 ein Denkmal setzte.
Der späte Ruhm des Philipp Reis
Nur zwei Jahre nach dem Tod von Philipp Reis reichte der Amerikaner Graham Bell das von ihm entwickelte Telefon zum Patent ein (14. Februar 1875). Nach seinem eigenen Eingeständnis kannte er die Arbeiten von Philipp Reis jedoch zumindest teilweise und verbesserte sie.
In der Folge erinnerte man sich auch in Deutschland wieder an die Versuche und Telefonvorführungen von Philipp Reis, die man seinerzeit nicht ernst genommen hatte. Schüler, Lehrerkollegen und bekannte Wissenschaftler setzten sich dafür ein, Philipp Reis als Telefonerfinder zu ehren.
Verleihungen im Namen des berühmten Erfinders
Das ehemalige Wohnhaus von Philipp Reis steht inzwischen unter Denkmalschutz und beherbergt das Philipp-Reis-Museum, in dessen Hof die Stadt Friedrichsdorf ihrem großen Mitbürger ein Denkmal gesetzt hat.
Alle zwei Jahre loben die Deutsche Bundespost, der Verband Deutscher Elektroingenieure sowie die Städte Friedrichsdorf und Gelnhausen den Philipp-Reis-Preis für innovative, wirtschaftlichen Erfolg versprechende Erfindungen auf dem Gebiet des Kommunikationswesens aus. Bei dem mit 10.000 Euro dotierten Preis dürfen die Bewerber und Bewerberinnen – zur Erinnerung an Philipp Reis – nicht älter als vierzig Jahre sein.