Skip to main content

„Erziehung ist mir befriedigender Lebenszweck“ -

Freifrau Martha von Puttkamer (1860–1920)


Die namhafte Familie von Puttkamer ist ein verzweigtes Adelsgeschlecht aus Hinterpommern, dem auch die 1860 in Stettin geborene Georgine Martha von Puttkamer angehörte. 

Trotz blaublütigem Stammbaum wollte Martha auf eigenen Füßen stehen, da sie meinte, sie sei zu hässlich, um eine gute Partie abzugeben. So bereitete sie sich auf das Lehrerinnen-Examen vor. Sie arbeitete als Hauslehrerin und lehrte später in Dornholzhausen, als sie vom Verkauf des Mädchenpensionats in Friedrichsdorf erfuhr. 

Sie übernahm das einst von Friederike und Henriette Müller gegründete und später von Ehregott Ernst Theodor Hermann Bagge übernommene „Christliche Landerziehungsheim für Töchter gebildeter Stände“ schließlich am 01. Januar 1900. 

Unter ihrer Leitung gewann das Institut rasch an Ansehen, bis der Erste Weltkrieg seinen Tribut forderte. Mit Ausbleiben der ausländischen Schülerinnen geriet das Internat in finanzielle Nöte – Belastungen, denen Martha von Puttkamer nicht lange standhielt:

Nach kurzer Krankheit starb sie 1920.

Galerie

Noch nicht genug?

Hier gibt es die lange Version des Mädcheninstituts Puttkamer

„Ich bin aufrichtig beseelt von Liebe für die weibliche Jugend, ihre Erziehung ist mir befriedigender Lebenszweck.“ Mit diesen Worten warb Freiin Martha von Puttkamer in einem reich bebilderten Prospekt für ihr Mädchenpensionat in Friedrichsdorf. Rund zwanzig Jahre stand sie ihm vor und verlieh dem Haus solchen Glanz, dass noch immer ihr Name eng mit dem Anwesen verknüpft ist.

„Miss Goldie“: Lehrerin mit adligem Stammbaum


Geboren wurde Georgine Martha Hermine von Puttkamer am 10. März 1860 in Stettin als fünftes von zehn Kindern des Generalmajors Freiherr George Constantin (1807–1899) und seiner Frau Bianka (1830–1918). Trotz ihrer adeligen Herkunft meinte Martha, aufgrund ihres Aussehens wenig Aussicht auf eine standesgemäße Ehe zu haben. Das junge Mädchen wollte auf eigenen Füßen stehen und bereitete sich zielstrebig auf das Lehrerinnenexamen vor, dem 1880 eine erste Anstellung als Hauslehrerin eines Kölner Zuckerfabrikanten folgte. Später unterrichtete „Miss Goldie“ im Ausland, vertiefte ihre Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch. 1898 kehrte Martha nach Deutschland zurück. Als Lehrerin am Viktoria-Pensionat in Dornholzhausen erfuhr sie vom Verkauf des Mädchenpensionats in der benachbarten Hugenottenstadt.

Das Mädchenpensionat wurde bereits 1849 von den Schwestern Friederike und Henriette Müller in Friedrichsdorf, gegründet.  1868 ging es in den Besitz von Ehregott Ernst Theodor Hermann Bagge über. Nach Bagges Tod stand das Mädchenpensionat, das der Pfarrer rund dreißig Jahre geleitet hatte, wieder zum Verkauf.

Für Töchter gebildeter Stände


Am 01. Januar 1900 übernahm die Freifrau das „Christliche Landerziehungsheim für Töchter gebildeter Stände“. Unter ihrer Leitung gewann das Pensionat weiter an Ansehen und wurde großzügig für ein gehobenes Publikum angelegt, erhielt im ausgedehnten Garten sogar einen Tennis- und einen Croquetplatz.

Bekannt wurde das Institut für „eine individuell abgestimmte Erziehung“. Den Koch- und Haushaltsunterricht besuchten Friedrichsdorferinnen als externe Schülerinnen. Das Institut bereitete zudem auf das Sprachlehrerinnenexamen vor.

Die Schule kam jedoch in wirtschaftliche Nöte – vor allem durch die politische Situation. Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 blieben die ausländischen Schülerinnen aus, viele deutsche Familien gerieten in Bedrängnis. Die finanzielle Situation für Martha wurde immer schwieriger. Diesen Anstrengungen hielt die Gesundheit der Leiterin nicht stand: Nach einer kurzen Erkrankung starb Martha von Puttkamer am 02. September 1920. Ihr Grab existiert noch heute auf dem Friedrichsdorfer Friedhof. Ihre Familie würdigte sie mit den Worten: „Sie hatte gezeigt, wie ein zarter Körper und ein starker Wille, ein großes Herz und Charakter ein wertvolles Ganzes geschaffen hatte.“