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Armenarzt mit Dienstpferd:

Geheimer Sanitätsrat 
Dr. Ludwig Fuchs (1834–1929)


Bis zu seinem 82. Lebensjahr war er unermüdlich als Wund- und Kreisarzt tätig: Dr. Ludwig Fuchs.

Nach seinem Medizinstudium in Würzburg kam er im Alter von nur neunzehn Jahren als Mediziner nach Friedrichsdorf.

1859 heiratete er Marie Frederike Elisabeth Rousselet und lebte mit ihr ein sparsames und einfaches Leben.

1874 zum „Kreiswundarzt“ ernannt, gehörte die unentgeltliche medizinische Versorgung der Armen zu seinen Aufgaben, der er sich mit besonderer Hingabe widmete. Er wurde 1907 zum „Geheimen Sanitätsrat“ ernannt und praktizierte bis ins hohe Alter.

Mit 86 Jahren starb Ludwig Fuchs in seinem Wohnhaus, wo sich heute die Salusklinik befindet.

Seine Tochter Elise erfüllte sein Vermächtnis , indem sie mit Hilfe von Grundvermögen, Wertpapieren und Hypothekenforderungen die Basis der 1930 gegründeten „Ludwig-Fuchs- Stiftung“ ausstattete.

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Noch nicht genug?

Hier gibt es die lange Version - vom Arzt mit Fürsorge und großzügiger Stifter

Geboren wurde Ludwig Fuchs am 21. Januar 1834 gegen sechs Uhr abends als Sohn des Bäckers Heinrich Jakob Fuchs und seiner Ehefrau Susanna Catharina in Meisenheim am Glan, das seit 1815 zur kleinen Landgrafschaft Homburg gehörte. 

In der örtlichen Schule bekam der Junge sehr gute Benotungen, allein in Deutsch und später in Naturkunde war er nur „gut“. Mit diesen Voraussetzungen nahm er in Würzburg das Studium auf und konnte es bereits mit neunzehn Jahren 1853 mit der Promotion abschließen. Bevor Fuchs sich nun aber als Arzt in Friedrichsdorf niederlassen durfte, prüfte die Homburger Regierung seine Fähigkeiten, und er erhielt schließlich am 12. April 1853 das Decret zur „Ausübung der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe im Landgrafenthum“. 

Bereits vier Jahre später (1857) ernannte Landgraf Ferdinand ihn zum „Physikalischen Assistenten“. Dafür bezog er aus der „Wittwen- und Waisen-Casse“ ein Jahresgehalt von 150 Gulden – weitere 150 Gulden kamen für ein Dienstpferd hinzu. 

Nun konnte Dr. Fuchs an die Gründung einer Familie denken und ehelichte am 21. Juli 1859 Marie Frederike Elisabeth Rousselet (1840–1919). Damit heiratete der Mediziner in eine angesehene Hugenottenfamilie ein. Seine Braut war das, was man gemeinhin „eine gute Partie“ nennt, brachte sie doch eine Aussteuer im Wert von rund 5.000 Gulden mit in die Ehe. Nachträglich quittierte Fuchs in die detaillierte Auflistung der mitgebrachten Güter seinem Schwiegervater außerdem den Erhalt von weiteren 1.075 Gulden, denen nochmals 1.000 Gulden folgten. Die Familie – seine Frau hatte ihm zwei Kinder geboren, getauft auf die Namen Elise (geboren 1866) und Charles (geboren 1862) – wohnte in der Hauptstraße 84.


Vom Stammtisch zur Auszeichnung


Heute stehen Wohnhaus und Praxis nicht mehr. Sie wurden durch die Salusklinik ersetzt. Die Lebensführung der Familie war eher sparsam und einfach, obwohl sich der anerkannte Arzt durchaus mehr Luxus hätte leisten können. Rege aber nahm Dr. Fuchs am gesellschaftlichen Leben teil. Pünktlich nachmittags um fünf Uhr setzte er seinen Zylinder auf, um zum Stammtisch im „Weißen Turm“ zu fahren. Auch politisch war er sehr interessiert, beschäftigte sich mit sozialistischen Ideen, trat aber dennoch dem „Reichsverband gegen die Sozialdemokratie“ bei. Zudem war er Mitglied zahlreicher Vereine und engagiert sich in vielen beruflichen Vereinigungen. Mehrfach erhielt der physikalische Assistent „auf Befehl seiner Majestät des Kaisers und Königs“ Auszeichnungen.

So wurde er 1874 zum „Kreiswundarzt“ im Obertaunuskreis ernannt. Nun gehörte die unentgeltliche medizinische Versorgung der Armen zu seinen Aufgaben, der er sich in einer Zeit des Typhus und der Schwindsucht auch mit besonderer Hingabe widmete. Zugleich behandelte der Friedrichsdorfer Arzt die Schüler am renommierten Institut Garnier. Dort hatte man während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 ein Lazarett eingerichtet, in dem die Frau des Institutsleiters hingebungsvoll Verwundete pflegte. Zu seinen Patienten gehörten aber nicht nur die Schüler, sondern Fuchs behandelte auch den schwer an Tuberkulose erkrankten Philipp Reis, bis dieser 1874 seiner Krankheit erlag. In jenem Jahr hatte der Arzt noch zahlreiche Typhus erkrankte Patienten zu behandeln.

Eigenhändig unterschrieb Kaiser Wilhelm II. die Patente zur Ernennung zum „Sanitätsrath“ (1898), der später der „Geheime Sanitätsrath“ folgte (1907). Am 27. März 1901 eröffnete ihm der Regierungspräsident, dass Fuchs „vom 1. April dieses Jahres an nicht weiter verwendet wird“, sollte aber noch „fünf Jahre lang zur Verfügung stehen“. Doch in Friedrichsdorf praktizierte der allseits beliebte Arzt weiter. Erst im Alter von 82 Jahren beantragte der leidenschaftliche Mediziner die Niederlegung seines Amtes als Armenarzt. Seine besonderen Leistungen würdigte die Stadt, indem sie ihm das volle Gehalt als Pension gewährte. Doch lange wurde die Stadtkasse nicht strapaziert. Am 05. Februar 1920, ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau, starb Dr. Ludwig Fuchs im Alter von 86 Jahren. 65 Jahre lang hatte er als praktischer Arzt in Friedrichsdorf die „Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe“ ausgeübt und sich mit großer Hingabe für die Armen eingesetzt. Seine medizinische Nachfolge trat Dr. Friedrich Neiß an.

Sein Vermächtnis erfüllte seine Tochter Elise. Nach dem Tod ihres Bruders Karl – er hatte als Apotheker in Frankfurt gearbeitet und die letzten Lebensjahre in Friedrichsdorf verbracht – gründete sie 1930 die „Sanitätsrat-Fuchs-Stiftung“. Grundvermögen, Wertpapiere und Hypothekenforderungen bildeten die Grundlage der Stiftung, deren Zweck unter anderem der Erhalt der Kleinkinderschule, also des Kindergartens, war. Noch heute fließen unter dem Vorsitz des Bürgermeisters jährlich Erträge in den Evangelischen Kindergarten sowie weitere karitative Zwecke. Der größte Anteil aber sollte „wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken“ zufließen, „in denen die Verwendung öffentlicher Gelder ausgeschlossen ist“. In die Stiftung flossen nach dem Tod der Tochter der Wert des Wohnhauses mit Garten im Wert von 5.500 Reichsmark, ferner Wertpapiere und Hypotheken im Wert von 40.517 Reichsmark sowie Sparbücher und Mobiliar im Wert von 9.483 Reichsmark, insgesamt also die stolze Summe von 55.500 Reichsmark. In seinem Testament hatte Dr. Fuchs auch das Stiftungsgremium festgelegt, dessen Vorsitz bis heute der jeweils amtierende Bürgermeister übernimmt. Leider beeinträchtigte die Währungsreform 1948 wesentlich das Geldvermögen, denn Guthaben bei Sparkassen unterlagen der Reichsmarkabwertung; die Zinserträge schrumpften. Einnahmen aus dem Grundeigentum erfüllen jedoch bis heute den Stiftungszweck.

Um an die bedeutende Persönlichkeit der Stadt zu erinnern, wurde 1977 ein Teil der Lindenstraße (Schwimmbadstraße) in Dr.-Fuchs-Straße umbenannt. Erhalten und gepflegt wird auch weiterhin die Grabstätte. Die Inschrift des Grabsteins verweist auf das Leben des mildtätigen Mediziners: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen, es fahret schnell dahin, als flögen wir davon. (90. Psalm).“