
Karl-Herbert Scheer (1928–1991)
und sein Weltraumastronaut Perry Rhodan
Mit Perry Rhodan schuf Karl-Herbert Scheer die bis heute weltweit erfolgreichste Science-Fiction-Serie, deren fiktiver Weltraumastronaut weitaus bekannter ist als Neil Armstrong, Jurij Gagarin oder John Glenn. Doch auch der Name des Autors selbst ist nur Eingeweihten geläufig.
Vor über achtzig Jahren, am 19. Juni 1928, wurde Karl-Herbert Scheer in Harheim geboren. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges diente er als Maschinist und Spezialist für frischluftunabhängige Antriebsanlagen auf einem U-Boot. Glücklicherweise erhielt er keinen Einsatzbefehl mehr, da dies einem Todesurteil gleichgekommen wäre.
Dennoch blieb der Marinedienst nicht ohne Einfluss auf das Werk des späteren Autors. Wie auf einem U-Boot nannte Scheer den Kommandostand auf den Raumschiffen „Zentrale“, entgegen der „Brücke“ in anderen Zukunftsromanen, die sich an normalen Schiffen orientieren.
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Hier gibt es die lange Version des Perryversums
Beginn der Karriere im Science-Fiction-Genre
In der Nachkriegszeit verdiente Scheer seinen Lebensunterhalt zunächst als Jazzmusiker in amerikanischen Soldaten- und Offiziersklubs. Die nächtlichen Auftritte sowie die Leidenschaft am Schreiben hielten ihn allerdings von der Universität fern, so dass er schließlich sein angefangenes Ingenieursstudium aufgab. Fasziniert von der Technik, begann er Zukunftsromane zu schreiben. Bereits als Zwanzigjähriger veröffentlichte er mit „Stern A funkt Hilfe – Ein Roman aus dem Jahr 2200“ sein Erstlingswerk, mit dem er zugleich den Grundstein für eine in Deutschland beispiellose Karriere im Science-Fiction-Genre legte.
Mitte der 1950er Jahre gründete er zusammen mit William Voltz (geboren 1938 in Offenbach, gestorben 1984 in Friedrichsdorf) und anderen die Science-Fiction-Interessengemeinschaft STELLARIS, ein Zusammenschluss für Fans dieser Gattung. Eine Mischung aus Geheimdienst-, Gangster- und Außerirdischenserie konstruierte Scheer mit der neuen Reihe „Zur besonderen Verwendung“ („ZBV“), die erstmals 1957 erschien und die er bis 1981 verfolgte. 1959 erhielt Scheer den deutschen Ableger des HUGO Award (benannt nach dem amerikanischen SF-Herausgeber Hugo Gernsback), einem der renommiertesten Preise der SF-Literatur. Zwei Jahre später, 1961, entwarf Scheer gemeinsam mit Walter Ernsting (er publizierte unter dem Pseudonym Clark Darlton) die erfolgreichste deutsche Science-Fiction-Serie: Perry Rhodan.
Entstehung der erfolgreichsten deutschen Science-Fiction-Serie Perry Rhodan
Unter dem Titel „Unternehmen Stardust“ erschien am 08. September 1961 das erste Heft – und wurde ein Renner. Die 350.000 Druckexemplare reichten nicht, um die Nachfrage zu stillen, sondern es musste nachgelegt werden. Die „Eltern von Perry Rhodan“ (und ihr Verleger) hofften auf eine erfolgreiche Reihe von etwa fünfzig Bänden. Ein Ende ist jedoch bis heute nicht abzusehen. Nach wie vor erscheint wöchentlich ein neues, sehnsüchtig von den Fans erwartetes „Groschenheft“. Mit mehr als einer Milliarde gedruckter Exemplare ist Perry Rhodan die erfolgreichste Serie weltweit. Ein ganzes Autorenteam strickt inzwischen an den temporeichen Plots, die der Held – dank eines Zellaktivators im Körper des Terraners stets als 39-jähriger unterwegs – durchlebt.
Auch für ATLAN, die Schwesterserie von Perry Rhodan, erarbeitete Scheer das Konzept (1969 bis 1988 erschienen 850 Bände). Ziel war es, mit den Weltraumabenteuern eine möglichst breite Leserschicht zu bedienen. Dafür sorgte der Schreibstil in einer klaren, einfachen Sprache, die sogar technische Abläufe nachvollziehbar machen sollte. Scheer löste Konflikte in den Romanen allzu gerne mit Waffengewalt und beschrieb dabei militärische Abläufe und Waffentechniken überaus detailliert, was ihm nach den Initialen seines Vornamens den Spitznamen „Kanonen-Herbert“ einbrachte, woraus später „Handgranaten-Herbert“ wurde.
Bis zu seinem Tod verfasste Scheer 74 Romane innerhalb der Perry-Rhodan-Serie, die von Beginn an ein wechselndes Autorenteam betreute. Zugleich verfasste er unter dem Pseudonym Alexej Turbojew weitere Science-Fiction-Romane, von denen rund fünfzig Utopia-Bestseller wurden. Zudem schrieb er noch Kriminal- und Seeabenteuergeschichten (unter den Pseudonymen Pierre de Chalon, Roger Kersten, Diego el Santo und Klaus Tannert).
Karl-Herbert Scheer starb am 15. September 1991 in Folge einer verschleppten Hepatitis.
Als Arkanoide Kaha da Sceer allerdings lebt er in der Perry-Rhodan-Serie weiter. Diese besteht fort, solange irdische Hoffnungen und Wünsche in die unendlichen Weiten des Weltalls getragen werden und im „Perryversum“ aufgehen.