Darüber hinaus verfasste Gruner eine eigene Chronik, die in kurzen und knappen Sätzen über lokale Ereignisse berichtet.
1955 ehrte die Stadt Friedrichsdorf seine Bemühungen um die Heimatgeschichte mit der Verleihung des ersten Ehrenbürgerbriefes.
Gruner verstarb im Alter von 91 Jahren im Jahr 1956.
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Noch nicht genug?
Hier gibt es die lange Version des Lehrers mit Heimatliebe
Am 05. Januar 1865 erblickte Wilhelm Gruner in der Tannenmühle, auch bekannt unter dem Namen „Grunermühle“, in Köppern das Licht der Welt. Nach dem Besuch der dortigen Volksschule, wechselte er an das renommierte Institut Garnier und setzte danach seine Ausbildung am Lehrerseminar in Friedberg fort. Zunächst als Lehrer in (Burg-)Holzhausen, Bad Nauheim und Lollar tätig, erfolgte 1889 der Ruf an das Institut Garnier, wo er 38 Jahre lang Mathematik und Geschichte unterrichtete. Regelmäßig unternahm der vielgelobte Pädagoge mit seinen Schülern Wanderungen durch den Taunus, um die Flora zu erforschen.
Der Geschichte auf der Spur
Seine größte Leidenschaft galt stets der Geschichte, insbesondere die seiner Heimat. Er interessierte sich für die Mühlen in Köppern, für mittelalterliche Urkunden Rodheims oder Seulbergs sowie für Philipp Reis, für dessen verarmte Familie und für denErhalt des Hauses er sich im höchsten Maße einsetzte. Besondere Aufmerksamkeit widmete er aber auch der hugenottischen Geschichte Friedrichsdorfs. Alles, was er in Archiven und Zeitungen finden konnte, trug er – handschriftlich – zusammen. Rund achtzig Schulkladden füllten am Ende seine Aufzeichnungen, die bis heute im Stadtarchiv verwahrt werden und sich als wichtige Quellen für heimatkundliche Recherchen erweisen.
Kurz und Knapp
Bis in sein Sterbejahr hinein führte Gruner seine eigene Chronik, integriert in den zahlreichen Bänden seiner „Heimatkunde“. Diese knappen Notizen geben einen authentischen Einblick in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und insbesondere in die Zeit der Weltkriege. Nahezu unbeteiligt und emotionslos erscheinen seine Beiträge. Wertungen überließ er lieber der Nachwelt.
23.02.1916 „Die Aufforderung erhalten, die Kartoffelvorräte abzugeben“
Gerade für den ersten Weltkrieg sind seine Aufzeichnungen von Bedeutung, denn die akribischen Abschriften von Feldpostbriefen und -karten geben Zeugnis von dem Leben an der Front, während seine eigenen Beobachtungen die Situation an der „Heimatfront“ verdeutlichen.
Eine besondere Ehre
Wer sich mit Heimatgeschichte befasste, suchte immer wieder Gruner um Rat auf, darunter auch Emil Constantin Privat, Lederfabrikant und Autor des Buches „Hugenottisches Leben“. Auch wenn Gruner selbst keine größeren Publikationen vorlegte, würdigte die Stadt 1955 sein Schaffen und seine Bemühungen um die Heimatgeschichte mit der Verleihung des ersten Ehrenbürgerbriefes. Im Alter von 91 Jahren, am 12. März 1956, verstarb Wilhelm Gruner.