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Louis Frédéric Garnier (1809–1882)

gründete eine internationale Adresse – die Lehr- und Erziehungsanstalt Institut Garnier


Eigentlich sollte Louis Frédéric Garnier als Sohn eines Wollfabrikanten den Beruf seines Vaters erlernen. Da dies gesundheitliche Probleme verhinderten, entschloss er sich, Lehrer zu werden und eine eigene Schule zu eröffnen.

Seine 1836 gegründete „Lehr-und Erziehungsanstalt für Knaben“ entwickelte sich zu einem speziell auf die Bedürfnisse von Kaufmannsfamilien abgestimmtes Internat. 
 

Aus aller Welt kamen die Schüler an das renommierte Institut, das im Laufe der Jahre immer weiter vergrößert wurde. Schließlich entstand die heute noch erhaltene Doppelhofanlage.

Als Garniers Nachfolger übernahmen Dr. Karl Wilhelm Schenk (1855), Dr. Ludwig Proescholdt (1889) und Dr. Marmier (1906) die Leitung, bis der Erste Weltkrieg und die Jahre der Rezession die Umwandlung des Instituts in eine städtische Mittelschule forderten, die in der heutigen Philipp-Reis-Schule aufging.

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Hier gibt es die lange Version „Le fundateur“ – der Schulgründer

Louis Frédéric Garnier wurde 1809 als Sohn des Wollfabrikanten Jean Jérémie Garnier geboren. Eigentlich sollte er den väterlichen Beruf ergreifen. Da er aber unter Asthma litt, griff der Staub in der Wollfabrik seine Gesundheit zu sehr an. Stattdessen riet ihm ein Onkel, Kinder bei sich aufzunehmen und in französischer Sprache zu unterrichten. So reifte in ihm der Gedanke, Lehrer zu werden und eine Schule zu eröffnen. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Friedberg studierte er in Darmstadt und Paris, um dann, nach seiner Heirat mit Elise Garnier, 1836 die Lehr- und Erziehungsanstalt Garnier zu gründen.

Der Unterricht war speziell auf die Bedürfnisse von Kaufmannsfamilien abgestimmt und beinhaltete mit Englisch und Französisch moderne Sprachen, entsprechende mathematische Kenntnisse und sogar doppelte Buchführung. Das hohe Schulgeld von 500 Gulden pro Semester konnten meist nur wohlhabende Familien aufbringen – diese Summe entsprach schließlich damals dem Jahresgehalt eines Volksschullehrers.

Zwei Drittel der Schüler waren im Internat untergebracht, während der Rest dem Institut als Externe angehörte. Aus England, Frankreich, Amerika, sogar aus Russland und China kamen die Schüler. Der Waisenjunge Philipp Reis besuchte vier Jahre lang das Internat und entdeckte seine Neigung zu modernen Sprachen wie Französisch und Englisch.

Im Laufe der Jahre wurde das Institut immer weiter vergrößert: Zu dem ursprünglich gekauften Haus in der Hugenottenstraße 107 kamen weitere Gebäude hinzu, so dass die Schule schließlich einen ganzen Gebäudekomplex umfasste mit einem großen mittleren Schulbau, zwei Nachbarhäusern und einem Ökonomiegebäude. Letzteres wurde 1878 als Teil des institutseigenen landwirtschaftlichen Betriebes errichtet.

Louis Frédéric Garnier, der sich gerne „le fundateur“ (der Gründer) nennen ließ, verstarb bereits im Alter von 72 Jahren am 14. Januar 1882. Bei seinen Schülern hinterließ er die Erinnerung an einen gerechten Lehrer, Förderer und Freund. So widmeten ihm seine ehemaligen Zöglinge ein Denkmal mit einer Portraitbüste, die noch heute am Eingang zur jetzigen Stadtbücherei erhalten ist. Nach seinem Tod hinterließ er ein renommiertes Institut , das Friedrichsdorf weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hatte.

Die Nachfolger
 

Bereits 1861 hatte Louis Frédéric Garnier die Leitung des Institutes an seinen Schwiegersohn Dr. Karl Wilhelm Schenk übergeben. Dieser war seit 1851 am Institut als Lehrer angestellt und hatte 1854 Garniers Tochter Charlotte Armine geheiratet.

Nachdem Schenk 1880 verstorben war, verwaiste die Leitungsstelle zunächst. Zwar hatte Schenk bereits vor seinem Tod auch seine Hälfte des Instituts an Léon Garnier verkauft, so dass der Gebäudekomplex in Familienbesitz blieb, aber dieser erhielt ohne pädagogische Ausbildung keine Konzession für die Führung eines Schulbetriebes. Schließlich musste Léon Garnier das Institut an Dr. Ludwig Proescholdt verkaufen, der die Anstalt aufgrund seines raschen Todes seinem Schwiegersohn Dr. Carl Marmier vermachte.

Mit dem Ersten Weltkrieg und auch den Jahren der wirtschaftlichen Rezession verschlechterte sich für die Schule die Situation immer mehr: Begünstigt durch den Wegfall des „Einjährigen“ und den damit verbundenen sinkenden Schülerzahlen, wurde das Institut 1925 nach langen Verhandlungen in eine städtische Mittelschule umgewandelt, deren Nachfolger die heutige Philipp-Reis-Schule ist.