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Im Wald da sind die Räuber ... : Neue Podcast Folge des Stadtarchivs erzählt von Banditen und wie sich die Holzhäuser zu schützen suchten

Newsbild: Im Wald da sind die Räuber ... : Neue Podcast Folge des Stadtarchivs erzählt von Banditen und wie sich die Holzhäuser zu schützen suchten

BU: Mittels Steckbrief versuchte man, die Unholde dingfest zu machen / Das Holzhäuser Wachhaus 

Lange bevor es mit der Polizei eine staatlich kontrollierte Strafverfolgung gab, mussten sich Gemeinden selbst vor Unholden schützen. Neben patrouillierenden Wachen sicherten vor allem hohe Mauern und regelten Tore den Einlass in die Ortschaften. In der Nacht meinte man sich so besser vor Übeltätern und wilden Tieren geschützt. Doch hohe Mauern konnten sich nur Städte leisten. Kleine Gemeinden fanden andere Möglichkeiten, wie auch das Dörfchen Holzhausen: Um die Flache Seite der Siedlung verlief ein doppelter Graben, dazwischen ein Wall, der mit einer dichten Dornenhecke bepflanzt war. Somit konstruierte man – wie auch in Seulberg – eine preiswerte Alternative. Obendrein pflanzten die Holzhäuser auf dem Steilhang Weinstöcke an. Aber was hat es mit der Kur auf sich? 

Dr. Erika Dittrich und Robert Hübner Morgado haben sich in der aktuellen Folge ihres Podcast „StadtGespräch“ auf die Suche nach den bekanntesten Schurken der Holzhäuser Geschichte begeben. Dabei finden sie allerlei Interessantes: So verfolgten die Holzhäuser 1710 eine Räuberbande bis weit in den Taunus hinein. Anschließend lud die Gemeinde ins Wirtshaus ein und ließ zur Versorgung der Wunden einen Arzt kommen. Sogar die Kostenaufstellungen für solche „Streifungen“ sind erhalten. Bewaffnete liefen hierbei durch Holzhausen und seine Gemarkung, um die Bürger zu schützen. Denn immer wieder trieben Räuberbanden in der Gegend ihr Unwesen. Ferdinand und Fritz Kemeter stellten sogar eine ganze Räuberbande samt Frauen und Kindern auf, um zu rauben und zu morden. Der Trupp des „Heiden-Ernst“ raubte sogar eine Postkutsche aus und erbeutete dabei das ungeheure Vermögen von 40.000 Gulden. Steckbriefe halfen wenig bei der Suche nach den Spitzbuben, zu groß war die Angst der Bauern vor Rache. 

Nachzuhören ist die nun siebte Episode der Hörstücke über das Reichsdorf Holzhausen auf der Website der Stadt Friedrichsdorf hier >>>

Über Fragen und Anregungen freut sich das Stadtarchiv unter 06172 / 7313106 oder per Mail museen@friedrichsdorf.de

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100 Jahre Rundfunk: Der Friedrichsdorfer Professor Karl Willy Wagner als Wegbereiter

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BU Professor Karl Willy Wagner (1883-1953) / Professor Wagner in seinem Berliner Labor bei der Vokalsynthese, um 1931 / Wohnhaus und Laden der Familie Wagner in der oberen Hugenottenstraße; eine Leidenschaft des Vaters war das Kopfrechnen - © Bilder Stadtachiv Friedrichsdorf

„Als der Rundfunk vor einigen Jahren zuerst in Amerika, dann in Europa seinen fast beispiellosen Siegeszug durch die Welt begann, waren es nicht allzu viele, die an die Dauer und Nachhaltigkeit dieser Bewegung glauben wollten“, meinte 1927 der aus Friedrichsdorf stammende Radio-Pionier Karl Willy Wagner.

Tatsächlich ahnte noch kaum jemand, welche Bedeutung das Radio gerade in Deutschland erlangen sollte, als vor hundert Jahren, am 29. Oktober 1923, die erste offizielle Sendung in Berlin ausgestrahlt wurde. „Die wissenschaftlichen Grundlagen des Rundfunkempfangs“ begründete Wagner entscheidend mit, legte 1927 nicht nur die gleichnamige Publikation vor, sondern war am Aufbau zahlreicher Radiostationen beteiligt. „Man braucht nur an den Wert des Rundfunks für die Volksbildung als Mittel zur Belehrung und zur Verbreitung guter Unterhaltung in den breiten Volksschichten zu denken, um ihn als einen mächtigen Kulturfaktor zu erkennen,“ meinte der Friedrichdorfer.

Karl Willy Wagner, geboren am 22. Februar 1883 in der Hugenottenstraße, begeisterte sich Zeit seines Lebens für Nachrichtentechnik. Diese Neigung entdeckte der Sohn einer traditionsbewussten Hugenottin und Enkel eines Seulberger Tierarztes früh, wohnte die Kaufmannsfamilie von 1884 bis 1887 zeitweise im Haus des Telefonerfinders Philipp Reis. Gerne scherzte Wagner, der genius loci hätte ihn inspiriert. 

Während seines Studiums verbesserte er als „kommissarischer“ Telegrapheningenieur im Kaiserlichen Telegraphen-Versuchsamt den Bell-Fernsprecher, um fortan Telefonate über längere Distanzen zu ermöglichen. Nach seiner Promotion und Habilitation wandte er sich 1913 schließlich den Funkwellen zu. Bevor man allgemein das Potential des Rundfunks entdeckte, forschte Wagner, der neben seinem Studium noch eine Ausbildung als Ingenieur abgeschlossen hatte, auf den Gebieten von Wanderwellen und der Theorie der Kettenleiter, die ihn im Jahre 1915 zur Erfindung des Siebkettenprinzips führte. Dieses ermöglicht, unerwünschte Signale abzuschwächen, wodurch Frequenzen besser übertragen werden. Ein Meilenstein in der Funktechnik, wird dieser Filter noch immer in der Radio- und Fernsehtechnik verwendet. 

Seit 1924 wirkte Wagner als Honorarprofessor am Institut für Radiotelegraphie und Hochfrequenztechnik in der Abteilung für Elektrotechnik. Während man 1926 gespannt der ersten Übertragung eines Fußballländerspiels zwischen Deutschland und den Niederlanden lauschte und noch im selben Jahr die „Deutsche Welle GmbH“ auf Sendung ging, wurde Wagner mit der Gründung eines Instituts für Schwingungsforschung betraut, das am 7. März 1930 unter dem Namen Heinrich-Hertz Institut eröffnete. 

Informationen wie Unterhaltung konnten mit dem Aufbau verschiedener Radiostationen nun direkt in deutsche Wohnzimmer gesendet werden, ein Vorzug, den die Nationalsozialisten, allen voran der spätere „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“ Joseph Goebbels, bald für ihre Zwecke nutzten. Waren zunächst Empfangsgeräte noch für viele unerschwinglich, kam im August 1933 der „Volksempfänger“ zu einem günstigen Preis auf den Markt und in die Haushalte. 

Seine experimentellen Forschungen machten Wagner inzwischen bekannt. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrentitel wurden ihm im In- und Ausland verliehen, darunter als Foreign Honorary Member of the American Academy of Arts and Sciences (1931) oder als Ehrenmitglied der Word Radio Research League in London (1934). Doch seine Karriere nahm 1936 zunächst ein abruptes Ende; denn er weigerte sich, jüdische Mitarbeiter zu entlassen. Wagner wurde 1938 aller seiner Ämter enthoben. In Friedrichsdorf widmete er sich einer anderen Leidenschaft: dem Zwieback. 

Nach dem Krieg waren neben den Sendeanstalten auch das Post- und Fernmeldewesen völlig zerstört. Um den Wiederaufbau in der damaligen Bizone zu organisieren, ersuchte die US-Militärregierung Professor Wagner um Rat und berief ihn zum Vorsitzenden des Planungsausschusses. Doch damit nicht genug: Der rührige Friedrichsdorfer wirkte sogar bei der Gründung des RIAS in Berlin und zahlreichen Sendeanstalten mit, darunter Radio Vatikan. 
Auch in der Lehre blieb Wagner stets aktiv; zunächst unterrichtete er als Gastdozent in Stockholm, war aber zugleich Mitbegründer der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, an der er 1951 eine Honorarprofessur erhielt. 

Seiner Heimat Friedrichsdorf blieb der Physiker stets verbunden, war Mitglied im Hugenotten- und dem Verschönerungsverein. Zeit seines Lebens kämpfte Wagner um die Einrichtung einer Gedenkstätte für sein Vorbild Philipp Reis, ein Wunsch, der sich schließlich 1952 erfüllte. Als am 4. September 1953 der Ehrenbürger der Stadt und Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes in seinem Haus in der Hugenottenstraße einem Herzinfarkt erlag, endete das Leben eines Mannes, der sich wie kein zweiter der Erforschung des Funkwesens verschrieben hatte. Seine Leidenschaft, das Radio, hat trotz der inzwischen großen medialen Konkurrenz bis heute seine Berechtigung behauptet. „Dadurch, daß er [=der Empfang] den Raum allseitig und auf jede Entfernung praktisch zeitlos überbrückt“, so Wagner, „regt er die Phantasie mächtig an.“

 

Weitere Informationen zu Prof. Dr. Karl Willy Wagner >>>

 

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Shalom aus Holzhausen - neue Podcastfolge des Stadtarchivs Friedrichsdorf

Newsbild: Shalom aus Holzhausen - neue Podcastfolge des Stadtarchivs Friedrichsdorf

BU: In diesem Häusschen lebte der Metzger Leopold Rosenberg. Als seine Frau verstarb, wurde das Haus 1938 abgerissen / Die 1906 in Holzhausen geborene Frieda Müller wurde in Ausschwitz ermordet.   
 
... die Spuren jüdischer Mitbürger im ehemaligen Reichsdorf recherchiert!
 
Über die Anfänge jüdischen Lebens auf deutschem Gebiet lässt sich nur spekulieren. Die erste sichere Quelle, ein römischer Erlass aus Köln, datiert auf das Jahr 321. Ganz so weit zurück reicht die israelitische Geschichte in Burgholzhausen freilich nicht, allerdings lassen sich die ersten Holzhäuser Juden bis ins Jahr 1537 zurückverfolgen. Davon im Ortsbild erhalten hat sich leider kaum etwas. Schließlich sieht man den Häusern nicht an, wer früher in ihnen lebte. Zu nennen sei daher vor allem der jüdische Friedhof, auf dem neben Einheimischen auch Israeliten aus Köppern, Ober-Erlenbach, Ober-Eschbach und Nieder-Eschbach bestattet wurden. Zuständig war die Synagoge in Rodheim. 
 
Als sogenannte „Schutzjuden“ zahlten die Einwohner ihre Abgaben direkt an die Herrschaft, da sie, zumindest nominell, unter deren Protektion standen. Besuchten sie Holzhausen, fiel ein Gulden als besondere Steuer an.     
 
Um das Leben dieser leider oft vergessenen Bürger Holzhausens vorzustellen, haben sich Dr. Erika Dittrich und Robert Hübner Morgado in der aktuellen Folge ihres Podcast „StadtGespräch“ auf Spurensuche begeben. Ausgehend von der ersten gesicherten Erwähnung im „Eppsteinischen Weisthum“ von 1537 bis zur Zerstörung des jüdischen Friedhofs im Jahr 1938 werden dabei 400 Jahre Ortsgeschichte durchforstet. Dabei streifen sie auch die Nachbargemeinden und fragen, welche Rolle die Emanzipation der Juden im 19. Jahrhundert mit den sogenannten Losholz-Krawallen in Seulberg zu tun hatte. Vorgestellt wird zudem die die Geschichte der Holzhäuser Familie Oppenheimer, die im Nationalsozialismus Ausgrenzung und Anfeindungen erfuhr, bis sie schließlich emigrierte. Ein trauriges Schicksal erfasste Frieda Müller, die sich durch ihre Konversion zum evangelischen Glauben geschützt glaubte – ein Fehler, wie sich später herausstellte. Sie wurde im KZ Ausschwitz ermordet, woran ein in Köppern verlegter „Stolperstein“ erinnert.   
 
Nachzuhören ist die nun sechste Episode der Hörstücke über das Reichsdorf Holzhausen auf der Website der Stadt Friedrichsdorf.
 
 
Über Fragen und Anregungen freut sich das Stadtarchiv unter 06172 / 7313106 oder per Mail museen@friedrichsdorf.de
 
 
 

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Sonderausstellung im Heimatmuseum Seulberg 01.12.2023 - 31.03.2024

Sonderausstellung 802 Jahre Burgholzhausen

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800 Jahre Burgholzhausen - Faszinierende Geschichten und mehr ...

Die Chronik - 800 Jahre Burgholzhausen

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Telefon: 06172/731-0 - E-Mail: museum@friedrichsdorf.de

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